nach Kurt Schwitters

mit Almut Henkel, Sebastian Krähenbühl, Christopher Novák, Andreas Schröders, Nicole Stelten

Inszenierung: Niklaus Helbling; Bühne: Dirk Thiele; Kostüme: Julia Riess; Video: Tjorg Beer; Musik: Bo Wiget; Choreografie: Meret Hottinger; Dramaturgie: Jörg Vorhaben

Premiere: 19. Oktober 2001, Nationaltheater Mannheim, Werkhaus

Fotos: Hans Jörg Michel

»Auguste Boltes geistiger Vater ist der Dadaist Kurt Schwitters, der sich Merz-Künstler nannte. In Mannheim ist es der Regisseur Niklaus Helbling, der dessen provozierend ironische Nonsense-Erzählung als „ein Spiel für fünf Freunde“ für die Studiobühne im Werkhaus eingerichtet hat. Auguste Bolte ist also eine gescheite junge Frau, die aus ihren Beobachtungen glasklare Schlüsse zieht und sich damit zum Doktor in der schwierigsten aller Wissenschaften, der Wissenschaft des Lebens, qualifiziert: zum Dr. Leb. Sie beobachtet, dass zehn Menschen in einer Straße in die gleiche Richtung geben, und schließt daraus, dass da etwas los sein muss. Mündlicher Information misstrauend, geht sie ihnen nach. Man erlebt eine Hetzjagd über Stühle und Schränke, durch Schranküren hindurch und an der Deckenbeleuchtung entlang hangelnd. Gemüse, Geschirr, Messer, Dosen und Küchengerät werden herausgerissen und zu handfester Demonstration benutzt, Hosenbeine werden abgetrennt, Küchentücher und Plastiksäcke, umgebunden. Doch im hektischsten Wirbel verliert der Zuschauer nicht aus den Augen, dass das alles primär eine Angelegenheit in der Sprache ist, die ihre Spiel, und Provozierlust im Mittel der Bilder austobt. Im ausgefeilten Zusammenspiel von Choreographie und pointiertem Sprechen, das den perfekten Dada-Spaß ausmacht, haben alle Darsteller, um mit Schwitters zu sprechen, ihren „Doktor Dada“ erworben. Der Professortitel freilich gebührt, der Schauspielerin Almut Henkel, die souverän in die Rolle der Auguste Bolte hineinwächst und dabei ihr brav bürgerliches Outfit bis zur Unkenntlichkeit verwüstet. (…) Ein Geheimtipp!« Heike Marx, Rheinpfalz, 21. Oktober 2001