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Brand

von Henrik Ibsen, deutsch von Christian Morgenstern

Mit Charlotte Heinimann, Stefan Kurt, Marcus Kiepe, Miriam Maertens, Mike Müller, Matthias Redlhammer, Nicolas Rosat, Nele Rosetz, Maik Solbach

Inszenierung: Niklaus Helbling; Bühne: Dirk Thiele; Kostüme: Regine Standfuss; Musik: Martin Gantenbein; Dramaturgie: Klaus Mißbach

Premiere: 8. Dezember 2005, Schauspielhaus Zürich, Schiffbau

»Im Team mit Dirk Thiele (Bühne), Salome Schneebeli (Choregrafie) und Martin Gantenbein (Musik) geht Helbling allerdings noch viel weiter und gibt in der dafür bestens geeigneten kleineren Schiffbauhalle der ganzen Aufführung den Anstrich einer behelfsmässigen Improvisation. Das Gerüst einer Sprungschanze muss, mit einer riesigen Papierbahn überzogen, als verschneiter Berg herhalten, ein Fenster und ein Fauteuil ergeben eine Wohnung, ein Transport-Rolli eine Fähre, Lawinen bestehen aus Pingpongbällen, und ein Schauspieler trägt ein Stück Holz mit zwei rauchenden Zigaretten herum, wenn der Dampfer durch den Fjord bzw. über den Vierwaldstättersee fährt, den links und rechts von der Bühne Reproduktionen von Charles Girons Gemälde aus dem Plenarsaal des Bundeshauses in Erinnerung rufen. (…) Helbling stellt denn auch von allem Anfang an das Plakative, Marktschreierische des Stücks in den Vordergrund. So dass man einesteils meint, zum Publikum eines Wahlfeldzugs zu gehören, andererseits aber auch beeindruckt wird durch eine Bilderfolge, die das Streben und Ringen dieses eigenwilligen Pfarrers und Propheten Brand ganz nahe an den Duktus von Ibsens grossem Dulder- und Leiderstück Peer Gynt heranrückt. Denn dieser Brand, dessen Darstellung der Berner Schauspieler Stefan Kurt mit seiner bemerkenswerten Nuancierungskunst zum Ereignis macht, ist hier keineswegs ein Wahnsinniger, der sich an seiner eigenen Sturheit den Schädel einrennt. Es ist ein glaubwürdiger, aber erfolgloser Visionär, der in durchaus ibsenscher Manier als einzig Konsequenter unter lauter Opportunisten den Schleier von all den Halbherzigkeiten, Duckmäusereien und Mauscheleien herunterreißt, die den Staat, die Kirche und die Gesellschaft mehr schlecht denn recht funktionieren lassen.« Charles Linsmeyer, Der Bund, 10. Dezember 2005

  • Beitrag veröffentlicht:8. Dezember 2005