von Dea Loher

Mit Franziska Bayer, Anya Fischer, Johannes Geißer, Mario Grünewald, Philipp Lux, Andreas Schröders, Friederike Tiefenbacher

Inszenierung: Niklaus Helbling; Bühne: Dirk Thiele; Kostüme: Judith Steinmann; Musik: Johannes Geißer, Michael Semper; Dramaturgie: Stephan Wetzel

Premiere: 7. März 2009, Staatsschauspiel Dresden, Neubau

Fotos: Hans Ludwig Böhme

»Dea Loher konstruiert in ihrem Stück alptraumhafte Schicksale. Susanne verliert ihren Sohn Edgar durch einen Autounfall. Ihre Schwiegermutter Rosmarie verliert den Verstand, weil sie an Alzheimer erkrankt ist. Susannes Ehemann Ludwig verliert die Geduld mit seiner Mutter und ertränkt sie in der Badewanne, die in der Inszenierung mit viel Schaum gefüllt ist. Solche Horrorszenen sind heikel auf der Theaterbühne. Denn wer Gruselgeschichten mag, findet sie zur Genüge im Fernsehprogramm. Dem Regisseur Niklaus Helbling gelingt es sehr gut, dem Stück die Härte zu nehmen und doch betroffen zu machen. So ruft die Vergesslichkeit Rosmaries sogar Schmunzeln hervor. Etwa, wenn sie für Edgar ein Memoriespiel kauft und sich wenige Sekunden selbst darüber hermacht. Rosmarie wird abwechselnd von Philipp Lux, Anya Fischer und Friederike Tiefenbacher mit grauer Perücke, Brille und grünem Bademantel gespielt. Trotz der Rollenteilung bleibt Rosmarie eine deutlich umrissene Figur, die in manchen Momenten klarer sieht als alle anderen. Die Schauspieler, von denen vor allem Philipp Lux durch sein punktgenaues Spiel auffällt, haben zwar ihre Rollen, treten aber oft als Kommentatoren des Geschehens, chorische Berichterstatter oder spielerische Ergänzung zum Geschehen auf. So kann Andreas Schröders, der eigentlich die Rolle des Ludwig hat, auch dem Hund Humboldt verblüffend ähnlich werden, indem er sich zwei Streifen Klebeband an die Kinnpartie heftet und mit hängenden Wangen in die Runde schaut. Handlungsorte entstehen durch Zusammenrücken des Mobiliars. Aber am Ende werden alle zugedeckt – die Lebenden die Toten.« Jacqueline Rau, Sächsische Zeitung, 9. März 2009