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Die Dreigroschenoper

von Bertolt Brecht und Kurt Weill

Mit Ludwig Boettger, Gottfried Breitfuss, Kai Bronisch, Marcus Burkhard, Tomas Flachs Nóbrega, Fabienne Hadorn, Christian Heller, Marcus Kiepe, Miriam Maertens, Ariane Pochon, Michael Ransburg, Sina Bellwald, Viola von der Burg, Thomas Wodianka. Band: Matthias Stötzel, Yves Reichmuth, Jonas Tauber, Francesco Carpino, Sébastien Schiesser, Christoph Luchsinger, Silvan Kiser, Phillip Powell, Martin Gantenbein

Inszenierung: Niklaus Helbling; Musikalische Leitung: Matthias Stötzel; Bühne: Dirk Thiele; Kostüme: Victoria Behr; Choreografie: Salome Schneebeli; Video: Elke Auer

Premiere: 9. Mai 2009, Schauspielhaus Zürich, Pfauen

Fotos: Leonhard Zubler

»Ein Jahrmarktausrufer verheißt eine von Bettlern erträumte „Billig-Oper“ und sagt die Szenen an: eine schräge Gestalt auf Koturnen mit Hut und Monokel. Bevor er spricht, „kippt“ er immer erst in Positur und steht dann da wie eine mechanische Puppe mit verrenkten Gliedern. Vor allem Anfang werden hintereinander hängende Bühnenprospekte durchgeblättert, hochgezogen, weggeblendet: alte, graubraune Kintopp-Szenarien, ein Zimmer von oben, ein Toter im Salon, London im Schnee, eine belebte Marktgasse, schließlich Fabrikhallen an der Love Lane und erst ganz weit hinten, hinter all diesen Genrebildern, steht die Phalanx der Figuren bereit, bunte, schräge Vögel, für einen Moment noch starr – bis sie von Regisseur Niklaus Helbling zu einem hinreißend bewegten Leben erweckt werden. Das Bühnenbild nichts als Projektionen auf eine kahle, halbe Halfpipe. Freilich: Nicht Skateboarder zeigen hier ihre Künste, sondern Bühnenbildner Dirk Thiele zusammen mit Elke Auer und Esther Straganz, die für die Videos zuständig sind. Ein betörender, jeweils situationsbezogener Bild- und Zeichenmix, Brecht-Merksätze und halbgeschwärzte, also „eigentlich“ zensierte Textstellen, deren Kontext und ihre Bedeutung die Figuren gerade erspielen. Wo man hinschaut: pfiffig arrangierte Klischees. Und ihre Demontage. (…) Die Musiker unter Leitung von Mathias Stötzel betonen Reibungen, verzerrte Klänge, oder geraten, im Wechsel mit flotten Rhythmen, ins Stocken. Viele der Songs, nachdenklich oder gequäkt, geplärrt oder traumverloren gehaucht, hört man ganz neu. Und so ist diese hinreißend slapstickartige Variante der Verfremdung, diese Kunstwelt um die Projektionsfigur Mackie Messer, ganz fern der bekannten Belehrseligkeit von Brecht-Gralshütern, voller Comic-, Revue- und Musicalelemente, aktuell ohne Aktualisierung und ein furioser Schlußpunkt der anregenden und eigentlich viel zu kurzen Zürcher Intendanz von Matthias Hartmann.« Cornelie Ueding, Deutschlandfunk, 14. Mai 2009

  • Beitrag veröffentlicht:9. Mai 2009