von William Shakespeare, deutsch von Horst Laube

Mit Anya Fischer, Björn Gabriel, Johannes Geißer, Gerhard Hähndel, Nele Jung, Philipp Lux, Karina Plachetka, Stephan Schießleder, Andreas Schröders, Viktor Tremmel

Inszenierung: Niklaus Helbling; Bühne: Dirk Thiele; Kostüme: Regine Standfuss; Musik: Johannes Geißer; Choreographie: Sebastian Krähenbühl; Dramaturgie: Stephan Wetzel

16. Mai 2008, Staatschauspiel Dresden

Fotos: Hans Ludwig Böhme

»Ein kleines Aufatmen also bereits, als Darsteller Stefan Schießleder ohne Schuhcreme im Gesicht die Bühne des Schauspielhauses betritt und einen verdienstvollen General Othello meistert, der weder hölzernem Heldentum noch – dann später – all zu affigem Wahnsinn anheim fällt. (…) Während Philipp Lux seinem Jago trügerisch schelmenhafte, beinahe schon unschuldige, in jedem Fall aber seltsam befremdliche Narretei angedeihen lässt genau zeigt und den Zuschauer mittels humorvoller Zwischeneinwürfen in eine hübsche moralische Zwickmühle bringt, in der das Theaterpulver im Sinne des Verfassers ordentlich zu jucken beginnt, ist vor allem auch das fast schon naive Blondchen, das die wunderbare Karina Plachetka in ihre Desdemona zaubert, ohne gleich durch alle Klischee-Näpfe zu stolzieren, ein weiterer Beweis für die ausgesprochen differenzierte, obgleich eben nicht reißerische Sichtweise Helblings, die exakt erzählt und genau zeigt. Entscheidende Fingerzeige gelingen, wie etwa der, dass Othello durch die Heirat einer Venezianerin oberflächlich betrachtet paradoxerweise noch mehr zum Außenseiter gerät, statt dadurch „integriert“ zu werden. Die böse Saat des Jago geht also folgerichtig im schlussendlichen Wahnsinn des Othello auf. (…)  Was auf den ersten Blick bei Helbling etwas belanglos, bunt, fast schon komödienhaft anmutet, ist kein avantgardistischer Quantensprung, aber ein für Dresden typischer, in diesem Fall aber nur oberflächlich gefälliger Abend, der dann auch richtig gut nachzuwirken versteht.« Norbert Seidel, Neuste Dresdener Nachrichten, 19. Mai 2008