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Warum wir also hier sind (kein Traumspiel)

von Michael Lentz

Mit Mathias Max Herrmann, Sascha Maria Icks, Sebastian Schindegger, Aljoscha Stadelmann, Sabine Waibel

Inszenierung: Niklaus Helbling; Bühne und Kostüme: Dirk Thiele; Musik: Felix Huber; Video: Philip Baterau; Dramaturgie: Jens Groß

Premiere: 16. Januar 2009, Schauspiel Frankfurt, Kleines Haus

Fotos: Alexander Paul Englert

»Das neue Stück von Michael Lentz, das er für das Schauspiel Frankfurt am Main geschrieben hat, beginnt schwarz in schwarz: „Was ist noch schlimmer als das Sterben?“ fragt Freundin Amalia. Und Friederike antwortet: „Das Leben ist noch schlimmer als das Sterben.“ Auch Literatur oder Liebe versprechen keine Rettung mehr aus dieser Finsternis. Zu groß ins Friederikes Misstrauen gegen die Sprache und die Männer geworden. (…) Im Frankfurter Schauspielhaus gibt es gewöhnlich nicht viel zu lachen. Umso erstaunlicher ist die zweite Hälfte dieses Theaterabends. Die Spiellust, mit der die fünf Darsteller – neben Sabine Weibel: Sascha Maria Icks, Aljoscha Stadelmann, Mathias Max Herrmann und Sebastian Schindegger – die Bühne ohne jede Albernheit in ein Schlachtfeld anarchischer, sinnfreier Komik verwandeln, das nötigt Respekt ab. Besondere Bewunderung verdient auch Regisseur Helbling. Er hat in dem langen furiosen Finale jeden Anflug jener Bedeutungshuberei und Bildungsbeflissenheit vermieden, die das deutsche Stadttheater so oft zur Qual macht, sobald es sich an Komik versucht. Er verlässt sich stattdessen auf Tempo und Phantasie. Er überschwemmt sein Publikum mit unerwarteten, rätselhaften, paradoxen, abwegigen Einfällen. Darsteller werden zusammengebunden, laufen durch Wände, fallen von Leitern, schleppen unbekannte Pappfiguren herbei, steigen aus Schränken, verschwinden in Fenstern, tanzen, schießen, sterben ohne je irgendeine Logik ihres Handelns erkennen zu lassen. Es kommt einem vor, als sei die groteske Welt des Cartoonisten Eugen Egner auf der Bühne lebendig geworden.« Uwe Wittstock, Die Welt, 20. Januar 2009

  • Beitrag veröffentlicht:16. Januar 2009